Maja bellt mich an, damit ich endlich aufstehe.
Zumindest im Traum, denn als ich die Augen öffne, finde ich mich alleine in meinem Auto. Es ist schon viel zu hell, mein Schädel dröhnt und mein Mund ist trocken.
Draußen schreien sich die Möwen an und der Ostseestrand badet menschenleer und scheißbeschaulich im Sonnenaufgang.
Ich greife nach der Rotweinflasche in der Mittelkonsole, nehme einen beherzten Schluck und denke an letzte Nacht. Meine Begleitung und ich gingen am Strand spazieren, dann sind wir in einen Strandkorb eingebrochen und sie hat mir einen geblasen. Als ihr dann zu kalt wurde, haben wir uns in mein Auto gesetzt, ein wenig weitergetrunken und Musik gehört. Ich war dann schon zu blau, um die paar Minuten zum Ferienhaus zurück zu fahren, und sie hat geraucht und die Weinflasche als Aschenbecher benutzt.
Ich spucke den Rotwein aus dem Fenster und frage mich, wann sie wohl verschwunden und wie sie nach Hause gekommen ist.
Wie auch immer: Jetzt, am Morgen darauf, bin ich happy, allein im Auto zu sein. Ich krame meine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach, steige aus, geh die paar Schritte zum Strand und dann ins Wasser, schau mich kurz um, niemand da, dann pisse ich in die Ostsee.
Das Wasser um die Knöchel, der Sand an den Füßen, eine kühle Brise um die Nase und die Erleichterung der Blase, so vergesse ich die Leere der letzten Wochen für einen Augenblick. Dann wandern die Gedanken wieder - wie gut es Maja hier gefallen würde - und ich gehe zurück zum Auto.
Ein Blick noch aufs Wasser, dann fahre ich zurück zum Ferienhaus, das ich für den nächsten Monat gebucht habe. Dort lege ich mich dann noch ein Stündchen hin, oder auch sieben, ich hab ja die Zeit. Vier Wochen noch, um Job und Wohnung in meiner neuen Wahlheimat zu finden.
Im Kühlschrank finde ich noch einen Rest Wein, und während draußen das beschauliche Küstenstädtchen langsam aufwacht, spüle ich zwei Schlaftabletten den Rachen runter und hoffe auf traumlosen Schlaf.