Es sind 30 Grad und ich schwitze mir den Sack in meiner langen Arbeitshose ab.
Fängste mal um sechs schon an, dachte ich mir, dann ist es noch kühl, aber weit gefehlt. Ich bin angestellt als Hilfsarbeiter, für sechs Monate, bei Gas Wasser Schulze, einem Sanitärbetrieb, und meistens besteht meine Arbeit aus Lager- und Hofpflege, aus dem Verräumen von Werks- und Betriebsstoffen, vom LKW ins Lager, vom Lager in die Kastenwagen vor Einsätzen.
Der Job macht Spaß und ist vielfältig, ich werde in Ruhe gelassen und der Chef ist zufrieden, aber die Hitze ist in den letzten Tagen absolut brutal. Zum Glück muss ich nicht mit auf den Bau, denke ich mir, im Lager ist wenigstens Schatten.
“Jung, uns is der Stift ausgefallen, du kommst heut mit auf den Bau”, sagt mir dann um acht der Schorsch, eigentlich Georg, ein Typ dessen Oberarme so breit sind wie mein Torso, und dann sitzen wir im Kastenwagen. Wir sind spät dran, erklärt er, weil der Trupp auf den Lehrling warten wollte, der sich dann aber doch einen Gelben geholt hat, und so heizen wir über die B9, linke Spur und Vollgas, zum Kunden. Schorsch sagt ich soll ihm seine Kaffeekanne rausgeben, die liegt mit in seiner Kühltasche, in der drei Packungen Frikadellen vom Aldi und zweimal Salamisticks liegen.
Der Kunde wohnt in Godesberg, sein Schwimmbad verliert Wasser, und wir müssen ein Rohr ausgraben, im Garten, auf dem die Sonne steht und den trockengelegten Pool unerträglich aufheizt. Wir schaufeln und schaufeln und immer wieder fahre ich die Schubkarren voll Dreck weg, meine Fresse ist das viel Dreck, und die Kollegen schaffen dreimal so viel wie ich, aber ich will mich nicht bloßstellen und zeige voll Einsatz.
Irgendwann kommt der Kunde raus, fragt wie wir vorankommen, und ob wir Wasser oder ein Bierchen wollen. Es ist elf, und dennoch würde ich für ein Bier töten, aber Schorsch sagt: “Wasser reicht, danke”, und ich tu es ihm nach, um nicht gegen ein mir unbekanntes, ungeschriebenes Gesetz auf dem Bau zu verstoßen.
Dann, Mittag, Schorsch inhaliert sein Fleisch, und ich sitze im Schatten mit einer Flasche Wasser des Kunden, merke schon den Sonnenbrand, und wie schwach meine Arme werden, aber keine Zeit für Wehleidigkeit, das Rohr muss ausgetauscht werden.
Schorsch und ein Kollege, ein älterer Türke kurz vor dem Ruhestand, der hier das Sagen hat, und der permanent eine Zigarette im Mundwinkel hält, klettern ins Loch, fluchen und schimpfen, rufen nach Werkzeug. Dann kommen sie raus und der Schweißer geht rein. “Zubuddeln machen wir morgen”, sag der Türke, und mir wird mulmig bei dem Gedanken, morgen mit Sonnenbrand und Muskelkater wiederzukommen.
Gegen drei fahren wir dann zurück nach Kölle, ich tu mir leid, wegen der Hitze, und weil mein Kopf pocht und alles weh tut. Auf dem Weg stehen wir kurz im Stau, weil auf einer Spur Straßenarbeiten sind. Schorsch guckt auf die Arbeiter, die auf dem heißen Asphalt an der Straße schaffen.
“Arme Säue”, meint er nur. Schlimmer geht halt immer.
gähn
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